Ein
Lied fürs ÖG
Noten
Noten:
ÖG-Lied, Nur Melodie und Akkorde
Noten:
ÖG-Lied, Melodie mit Piano-Begleitung
Noten:
ÖG-Lied, nur Pianobegleitung (mittelschwer)
Noten:
ÖG-Lied, einfache Piano-Vollversion
Noten:
ÖG-Lied, Solostrophen in Latein u. Englisch
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ÖG-Lied
Playback (dreistrophig).mp3
ÖG-Lied
Playback (fünfstrophig).mp3
ÖG-Lied
Melodie der Solostrophen.MP3
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Forum "Ein Lied fürs ÖG"
Versschema
"Ein Lied fürs ÖG"
(MS-Word
File, Vordruck zur besseren Orientierung)
Liebe Schüler, Eltern, Kollegen,
liebe Ehemalige, liebe sonstige Angehörige des Ökumenischen Gymnasiums!
Vor
längerer Zeit, auf einer Schulveranstaltung im Januar 2003 versammelten
sich die ÖG-Schüler aller Jahrgänge mit ihren Lehrern in der Turnhalle.
Nachdem Herrn Piezunkas Jazz-AG mächtig eingeheizt hatte, studierten
Hunderte von Schülern zusammen ein Lied ein, das eigens für unsere
Schule geschrieben wurde, an diesem Tag Weltpremiere hatte und seither als
Schulhymne des ÖG bekannt ist.
Ein paar Worte zum Inhalt und was der Song* mit dem Ökumenischen
Gymnasium zu tun hat: Das Wort "ökumenisch" ist ein Fremdwort,
das vielen Jugendlichen aber auch vielen Erwachsenen immer noch
einigermaßen schwer über die Zunge geht. Der beste Versprecher, den ich
mal gehört habe, war "ökonomisches Museum". Spaß beiseite,
mittlerweile wissen wir alle, dass mit Ökumene eine Bewegung gemeint ist,
die die Gegensätze zwischen christlichen Konfessionen, aber auch ganz
allgemein zwischen Religionen, Nationalitäten und Rassen verringern bzw.
aufheben will. Wie kann so etwas klappen und was bedeutet
"ökumenisch sein" eigentlich für uns? Eine mögliche Antwort
darauf will das "Lied fürs ÖG" geben. Es will einen Vorschlag
machen, was es heißen kann, ökumenisch zu fühlen, ökumenisch zu
denken, ökumenisch zu handeln. Es will also weniger eine Schule bejubeln,
sondern eher eine Haltung beschreiben, die für Schüler und Lehrer einer
ökumenischen Schule Leitmotiv, Zielgedanke, Grundsatz sein könnte. Es
ist also ein Lied über unsere Möglichkeiten, darüber, was unsere Schule
einmal ausmachen könnte, was das Besondere an Schülern und Lehrern
dieser Schule sein könnte (und z. T. sicherlich auch schon ist!).
Und genauso, wie sich das ÖG weiterentwickelt, so kann sich auch dieses
Lied weiterentwickeln. Es ist geplant, den Song im Studio aufzunehmen, auf
CD zu brennen und bei festlichen Anlässen immer mal wieder zum Besten zu
geben. Dabei können auch neue Strophen hinzukommen: Das Forum zum Texten
von Strophen bleibt bestehen und alle Angehörigen des ÖG sind herzlich
eingeladen, weitere Strophen zu dichten - vielleicht eine auf Französisch
oder Spanisch, für Solisten? Oder eine Strophe, die die schönste
Schulstunde beschreibt? Oder eine über das Frümo? Oder über den
Hausmeister? Oder eine über ein Schulmaskottchen?
Thomas Janßen, Musik- und Religionslehrer
Tipps
zum Vertexten der Melodie
Wovon soll das Lied eigentlich
handeln?
Das Lied sollte eine Wunschvorstellung,
eine Sehnsucht, eine Vision enthalten. Es könnte z. B. davon erzählen,
woran man eine gute Schule, gute Schüler, gute Lehrer,
gute Menschen oder einfach eine gute Welt erkennt. Ein möglicher Leitgedanke ist die Idee von einer
"Elite der Verantwortung" die an einer solchen vorbildlichen Schule heranwächst.
In welcher Sprache soll ich
schreiben?
Strophen sind nicht nur in deutsch,
sondern auch in den Fremdsprachen möglich - scheut euch nicht, bei
Schwierigkeiten einen Fachlehrer anzusprechen!
Und wenn mir nur ein einziger guter
Satz eingefallen ist?
Macht nix, manche Menschen sind mit
einem einzigen Satz weltberühmt geworden. Nicht nur vollständige
Strophen, sondern auch einzelne Sätze oder Verse können hilfreich oder sogar
entscheidend sein! (eventuell zugehörige Versnummer angeben, s.
Versschema)
Darf ich andere Beiträge
kommentieren?
Es ist auch möglich und erwünscht,
Kommentare, Variationsvorschläge, Ergänzungen usw. zu den bereits veröffentlichten
Beiträgen abzugeben (Teilnehmer mit beleidigenden Beiträgen werden
allerdings vom Forum ausgeschlossen).
Noch Fragen?
Fragen bitte per
E-Mail an webmaster@jansofranso.de
oder direkt an mich, Herrn Janßen.
* Liebe Oberstufler,
Eltern, Kollegen und sonstige "Erwachsene": ich bitte um
Verständnis dafür, dass ich auf die doppelte Anrede (Sie/Ihr) verzichte.
Dies geschieht aufgrund der besseren Lesbarkeit.

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Rede
zur Abiturentlassungsfeier
am
15. 06. 2002
im
Ökumenischen Gymnasium zu Bremen
Liebe Abiturientinnen und
Abiturienten, liebe Eltern, liebe Angehörige, Freunde und Gäste des Ökumenischen
Gymnasiums!
Zunächst einmal vielen Dank, liebe
Abiturienten, dass ihr mich als euren Musik- und Religionslehrer dazu
auserkoren habt, heute zu euch zu sprechen - es ist mir eine Ehre!
Dass ihr das Abitur bestanden habt, ist euch schon seit einigen
Wochen bekannt. Aber erst gleich, wenn ihr das ehrwürdige Papier in
euren Händen haltet, dann wisst ihr: Jawohl,
es
ist kein Wunsch, es ist nicht Traum, nicht Fiktion, es ist jetzt eine unwiderlegbare Tatsache.
Unwiderlegbare Tatsachen,
ungeschminkte Fakten, konkrete, greifbare Ergebnisse - ich glaube das
ist etwas, was euch schmeckt und was für euch einen hohen Stellenwert
hat. Ihr seid keine Träumer, keine Utopisten, ihr seid wohl auch
keine Weltverbesserer. Eine Schülerin eures Jahrgangs sagte früher
einmal den einfachen Satz: „Wir träumen - von Spaß.“ Tatsächlich,
die meisten von euch träumen nicht von den großen, von fernen Dingen.
Es ist eher das Naheliegende, das Greifbare und für euch selbst
Erreichbare, wofür ihr schwärmt und wofür ihr euch engagiert. Ihr
nehmt die Dinge so, wie sie sind. Dies gilt überwiegend wohl auch für
das bestehende schulische und gesellschaftliche Ordnungssystem, in das
ihr hineingewachsen seid. Wenngleich ihr
nicht stets alle Vorgaben und Regeln beachtet, so akzeptiert ihr
sie doch innerlich. Dies
war nicht immer so - ihr
unterscheidet euch darin von früheren Schülergenerationen.
Und diese besondere Tendenz zur
Akzeptanz betrifft auch das Verhältnis zu euren Eltern und deren
Wertesystem. Drei Viertel der Jugendlichen in Deutschland, und nun,
liebe Eltern, heben Sie nicht ab, drei Viertel dieser Jugendlichen
würden heute ihre Kinder genauso oder ähnlich erziehen wie sie selbst
von ihren Eltern erzogen wurden. Dies zumindest ist das Ergebnis einer
großangelegten Studie des Landes Nordrhein - Westfalen, die vor
kurzem veröffentlicht wurde. Die heutigen Jugendlichen werden darin
übrigens als „Null-Zoff-Generation“ bezeichnet.
Wenn dies tatsächlich so ist, dann
müsste uns Lehrern eine solch friedfertige Haltung eigentlich gerade
recht sein. Die bereitwillige Akzeptanz von bestehenden Regeln und
Vorgaben allerdings wird von Teilen des Lehrerkollegiums auch kritisch
gesehen. Unter anderem fehle es
euch an Problembewusstsein für die Kehrseiten des Systems. Sicherlich,
so sagt man, bedeute „nicht auflehnend sein“ nicht
zwangsläufig „nicht kritisch sein“, aber dennoch: Der Hinweis auf
Egoismus und Ellbogenmentalität in unserer Gesellschaft, die
Forderung nach Toleranz und Gerechtigkeit, dies berühre euch deutlich
weniger als die Aussicht auf die nächste Abiparty. Befindet selbst
darüber, inwieweit so etwas berechtigt ist.
Als Vertreter eines künstlerischen
Fachs möchte ich auf eine andere Tücke
hinweisen, der man erliegen kann, wenn man bestehende Regeln und
Vorgaben leichtfertig akzeptiert. Es kann passieren, dass
sich dabei ganz nebenbei eine Lebenshaltung herausbildet oder
besser einschleicht, die ich an erwachsenen Menschen oft beobachte und
die mich unzufrieden macht. Es ist eine Haltung, bei der das Handeln
bestimmt wird von der Angst, gegen Regeln zu verstoßen, von der Angst
das Falsche zu tun - und nicht vom Mut, das Richtige zu tun. Es ist die
Haltung des „Nichtsfalschmachenwollens“.
§
Dieses „Nichtsfalschmachenwollen“ - das ist, wenn man von
einer originellen Idee erfährt und zuerst an die Gefahren und an die
Übereinstimmung mit Vorgaben, Regeln
und Geboten denkt. -
Anstatt zunächst die Chancen zu sehen, ein Bild zu malen,
eine Vision zu entwerfen, die Kraft spendet und in die Zukunft
leuchtet. Dieses Nichtsfalschmachenwollen hemmt Erfindergeist und
Innovation, und zwar in den unterschiedlichsten Lebensbereichen.
§
Nichstfalschmachenwollen bedeutet Stagnation, z. B. in der
Wirtschaft, wo es die Bereitstellung des viel beschworenen
Risikokapitals behindert.
§
Nichtsfalschmachenwollen - das heißt persönliche Eigenarten
zu verstecken, z.B. in Sprache, Gestik und Mimik. Vor kurzem sprach ich
mit einem professionellen Stimmimitator. Er ließ mich wissen, er wolle
seinen Job an den Nagel hängen. Es gäbe kaum noch eine Person des öffentlichen
Lebens, die ihn zu seiner Arbeit inspirieren würde, mit Ausnahme des
Literaturkritikers Reich Ranicki. Sprache, Gestik und Mimik werden
immer mehr normiert. Unter anderem, weil niemand etwas falsch machen
will.
§
Nichtsfalschmachenwollen - das heißt, seine Sache zu
rechtfertigen, statt für seine Sache zu werben.
§
Nichtsfalschmachenwollen - das ist, wenn wir Lehrer auf
wirklich interessante und experimentelle Unterrichtsstunden verzichten -
wir würden ja gerne, doch bis zur nächsten Klausur muss erstmal der
vorgegebene Stoff behandelt werden - so kann man sich bei schlechten
Ergebnissen besser rechtfertigen, gegenüber Schülern und Eltern. Man
hat dann „nichts falsch gemacht“.
§ „Nichtsfalschmachenwollen“ bedeutet, seine Sache zu
rechtfertigen, statt für seine Sache zu werben.
§
Nichtsfalschmachenwollen, das ist übersteigerte
Furcht vor
fragenden Gesichtern, die Furcht vor dem Stirnrunzeln anderer Menschen.
Bei Schülern beobachte ich dieses Phänomen insbesondere beim Übergang
von der Mittel- zur Oberstufe. Viele originelle Dinge gehen dabei oft
verloren: Eine bestimmte Art von Schülerhumor, ein Sinn für Absurdität,
die Verspieltheit im Denken.
§
Nichtsfalschmachenwollen schlägt sich nieder in den
kleinsten Details des menschlichen Verhaltens. Oft macht es das
Alltagsleben unnötig kompliziert, umständlich und spröde, liebe
Abiturientinnen und Abiturienten. So
ist mir z. B. die gerade verwendete Anrede eigentlich zu umständlich
und zu kompliziert, und zwar seit es sie gibt, also eigentlich schon
viel zu lange. Ich verwende sie deshalb, weil ich nichts falsch machen
will - vielleicht erfindet
jemand von euch etwas Neues, etwas Besseres.
Wie aber macht man das, wie macht
man es besser? Wenn man
nicht zuerst auf Fehler achten soll, worauf soll man denn dann zuerst
achten?
Würde ich jetzt
dafür eine Vorgabe, eine Regel nennen, dann würde alles zuvor Gesagte sinnlos erscheinen. Ich will darauf ganz persönlich antworten.
Man kann so etwas nicht erdenken, aber ich glaube, man kann es
erschmecken. Ich glaube, nicht nur kulinarische Dinge, sondern auch
Entscheidungen, Pläne, Vorhaben, Unternehmungen haben immer
einen bestimmten Geschmack, ein bestimmtes Aroma. Pläne, die von der
Haltung des Nichtsfalschmachenwollens
geprägt sind, haben immer einen etwas faden Grundgeschmack. Sie
schmecken nach einer Pflichtübung. Pläne, die vom Mut zum Richtigen
geprägt sind, haben eine spezielle Würze, ein bestimmtes Aroma, man
schmeckt förmlich den entscheidenden Funken an Begeisterung, der ihnen
innewohnt. Sie schmecken frisch, sie schmecken nach freier Wahl, sie haben das Aroma einer selbstgewählten Kür.
Achtet bei jeder weitreichenden
Entscheidung auf diese
Würze, auf dieses Aroma. Ob es um die Berufswahl, um Partnerwahl, um
Entwürfe um Unternehmungen geht: Achtet
darauf, dass euer Plan wirklich schmeckt. Hat euer jeweiliges Vorhaben aber diesen faden Beigeschmack,
fehlt ihm dieses gewisse „Aroma“,
dieses Etwas, dann gebt euch damit nicht zufrieden. Lasst die
Gedanken noch einmal schweifen, sprecht darüber mit Menschen, auf deren
Ansichten ihr neugierig seid, deren Worte ihr nicht vorhersagen könnt -
egal ob sie euch vertraut
sind oder ob ihr sie erst seit kurzer Zeit kennt. Nicht um von ihnen
fertige Ratschläge zu übernehmen, sondern um während des Gesprächs
neue Gedanken zu entwickeln.
Andererseits könnte es auch einmal
passieren, dass euch jemand einen fertigen Plan vorträgt, gegen den es
nichts zu sagen gibt, der hieb- und stichfest erscheint, gegen den euch
keine Argumente einfallen, der euch aber irgendwie keinen Appetit macht. Scheut
euch dann nicht zu sagen: „Du, dein Plan ist gut - aber er schmeckt
mir irgendwie nicht.“
Selbstverständlich hat auch die
Angst vor Fehlern ihr Gutes, und auch das genaue und oft ermüdende
Achten auf Regeln ist in vielen Fällen unabdingbar - Wer später etwa
als Mediziner ein Medikament verordnet und die vorgegebene Dosierung
missachtet, kann ein Menschenleben ruinieren. Die Genauigkeit, die Präzision,
das Abgleichen mit der Zielvorgabe, das Kleinlichsein im Detail - erst
dies gibt einer Sache ihren professionellen Glanz.
Es geht mir ja nur darum: Denkt bei
weitreichenden Entscheidungen, die zukunftsweisende Akzente setzen,
denkt hier nicht zuerst an Vorgaben, sondern achtet zuerst
auf den Geschmack! Denkt zuerst an die Chancen und Möglichkeiten, malt
zuerst das Bild. [Nachtrag: Eine gute
Idee ist wie ein Lebewesen, das Raum braucht, das Luft zum Atmen
braucht - insbesondere wenn es gerade erst geboren wurde. Schafft diesen
Raum und räumt für einen Moment die anderen Dinge, die gedanklichen
Hindernisse beiseite. Ist dann eure Idee herangereift, hat sie
genug Kraft und steht sie auf eigenen Füßen - dann hat sie keinen
Anspruch mehr auf einen Schutzraum. Dann muss sie sich allen
Prüfungen und Schwierigkeiten stellen, die in der Realität auf sie
warten.]
Und nun möchte ich noch ein wenig
abheben. Wenn ihr einem Plan, einer Idee folgt, die diese spezielle
Würze hat, so hat dies nicht nur für euch einen Wert. Je mehr eurer
Plan von diesem Aroma erfüllt ist, je mehr er nach einer freigewählten
Kür schmeckt, um so deutlicher merkt man euch dies an. Umso mehr
Format, Charakter und Persönlichkeit werdet ihr entwickeln. Und umso
mehr überträgt sich dieses „Aroma“ dann auch auf die Menschen in
eurer Umgebung, umso mehr kommen auch sie auf den „Geschmack“.
An den Schluss meiner Rede möchte
ich nun ein Zitat stellen, das
von meinem eigenen Philosophielehrer stammt. Er sagte: „Es kann sein,
das alles, was ich euch sage, falsch ist, und dass das genaue Gegenteil
davon stimmt. Meine Gedanken haben aber dennoch einen Sinn: Sie sollen
eure Gehirne anregen und euch auf Ideen bringen.“ In diesem Sinne,
liebe Abiturienten: Wenn ihr auf den „Geschmack“ kommt, ist das gut.
Wenn ihr was Besseres herausfindet, ist das besser. Ruft mich dann
sofort an. Dann kann nämlich ich von euch lernen. Ich wünsche euch
viel Glück - und danke fürs Zuhören!
Thomas Janßen

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